Körperliche und psychische Blockaden
Ein Baby, das mit seinem natürlichen Ausdruck bei der Empfindung von Schmerz und Lust im Zusammenhang mit seinen Grundbedürfnissen nach Sättigung, Wärme und liebevoller Geborgenheit von seinen Eltern oder Bezugspersonen angenommen ist, erlebt sich mit seinen elementaren Bedürfnissen als willkommen. Es erfährt grundsätzlich, dass schmerzhafte Gefühle zwar auftauchen, dass sie aber auch wieder vergehen. Es kann fühlen, dass das, was für es selbst wichtig ist, auch für jemand anderen wichtig ist. Es entwickelt ein Gefühl von richtig sein, wie es ist.
Im Gegensatz dazu muss ein Baby, dem die Erfüllung seiner natürlichen Bedürfnisse verwehrt bleibt, viel zu früh lernen, mit seinem körperlichen und emotionalen Unbehagen oder gar seiner Not allein fertig zu werden. Im ungünstigen Fall kommt es regelmäßig in einen vollkommen überfordernden Stresszustand, in dem es seine Wahrnehmung und sein Fühlen (… und im Verlauf des Aufwachsen auch sein Denken) unbewußt einschränkt und begrenzt. Das Baby wird irgendwann aufhören, nach dem zu schreien, was es dringend braucht. Resigniert lernt es, seinen Körper bei gleichzeitiger Reduzierung der Atemtiefe in festen Muskelhaltungen anzuspannen, um die schmerzhafte Empfindung, mit der eigenen Lebendigkeit unerwünscht zu sein, nicht fühlen zu müssen.
Durch die kontinuierliche Wiederholung dieser Körperreaktionen vermeidet das Kind nach und nach die volle Intensität seiner Gefühle im Allgemeinen. Die Sprachentwicklung und die Entwicklung der intellektuellen Fähigkeiten, die eine differenziertere Selbstwahrnehmung und den dazu gehörenden Ausdruck ermöglichen, finden erst später statt. Die Entwicklung auch dieser Persönlichkeitsaspekte erfolgt aber immer im Zusammenhang mit den dann bereits gewohnheitsmäßigen Einschränkungen der Emotionalität.
Menschen, die derartige Erfahrungen in der Kindheit machen mussten, erleben als Erwachsene auf der Beziehungsebene, dass ihre emotionalen Anliegen im Spektrum zwischen Schmerz und Lust für andere Menschen nicht von grosser Bedeutung sind. Sie entwickeln die defensive Charakterstruktur eines Menschen, der seine Gefühle ausklammert, dem der Zugang zu den sinnlichen Fähigkeiten seines Körpers nur eingeschränkt bewusst ist. Die Fähigkeit im Erwachsenenalter fühlend, direkt und unverstellt zu anderen Menschen in Beziehung zu gehen, ist dann oft chronisch gestört.
Dieses Abgetrenntsein und sich Abtrennen von sich selbst und von seiner Umwelt wird als schmerzhaftes Gefühl von Handlungsunfähigkeit, als ein andauerndes Zweifeln und Denken in den Kategorien falsch und richtig und letztlich als tiefe Einsamkeit erlebt.